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2005
Kiki Kogelnik
70. Geburtstag

Kiki Kogelnik Sonderausstellung zum 70. Geburtstag

Happy Birthday, Kiki Kogelnik. Österreichs wichtigste Pop-art Künstlerin wird siebzig. Zum Geburtstag widmet ihr die Stadt Bleiburg eine Sonderausstellung in der Werner Berg Galerie.

Seit Beginn der 60er Jahre pendelte Kiki Kogelnik (1935 - 1997) zwischen ihren Ateliers in New York, Wien und ihrer Kärntner Heimatstadt Bleiburg. Ihren Start erlebte sie nach dem Akademiestudium in der Galerie nächst St. Stephan in Wien. Nach der abstrakten Anfangsphase und zahlreichen Reisen durch Europa wandte sich Kiki Kogelnik in New York der Pop-art zu. Im Spannungsfeld zwischen New Yorker Kunstszene, europäischer Tradition und österreichischer Herkunft entstand ein umfangreiches Werk, das neben Malerei, Graphik und Skulptur auch Objekte und Installationen im öffentlichen Raum umfaßt.

Die Ausstellung in der Werner Berg Galerie präsentiert eine markante Auswahl von Werken der 70er und 90er Jahre. Die Gegenüberstellung von Bildern und Skulpturen dieser Zeit bietet einen kleinen Einblick in das unglaublich variantenreiche künstlerische Œuvre Kogelniks und ermöglicht zugleich einen spannenden Vergleich früher und später Bildsprache, die bei aller Vielfalt erstaunlich homogen ist.

Kiki Kogelniks Ästhetik ist eigenwillig und unverwechselbar. Durch Ausschneiden der Körperkonturen ihrer Künstlerfreunde, darunter Sam Francis oder Claes Oldenburg, erhält sie lebensgroße Formen aus Packpapier, die sie als Schablonen für ihre Gemälde verwendet. Mit den einmal gewonnenen Porträtsilhouetten entsteht in ihrer Malerei die perfekte Inszenierung einer künstlichen Welt, in der die Menschen lediglich als Schatten ihrer selbst existieren. Ihre großformatigen Frauenbilder der 70er Jahre spiegeln das Bild der Frau in der Ästhetik von Werbung und Mode wider. Indem Kogelnik die Frauen in typisierten Posen der Stars und Models aus den Medien der Modejournale inszeniert, spielt sie auf brüchig gewordene Codes der Modeindustrie an und nimmt eine humorvoll-ironische Haltung zu tradierten Schönheitsidealen und Körperbildern ein.

In ihren Werken der 90er Jahre wird der menschliche Körper nur noch bruchstückhaft zitiert. Menschliche Figuren, zerstückelt in Kopf und Gliedmaßen, füllen die Bildräume, die nun auch vermehrt mit Alltagsgegenständen, Zeichen und Symbolen angereichert werden. Durch die zunehmende Stilisierung und Fragmentierung der Formen und die Anordnung in einem reinen Flächendekor übersetzen ihre Werke die sichtbare Wirklichkeit endgültig in eine Art Zeichensprache. In der Werkgruppe der Expansions kommt es zur Erweiterung der Malerei in den Raum. Typische Kogelniksche Symbole wie fragmentierte Masken, Knochen oder ungegenständliche Zeichen aus Keramik sprengen den Rand der Leinwand und verleihen den Gemälden eine expressive Note.

Die "Women" der 70er Jahre und die Bilder und Skulpturen der 90er Jahre zeigen wichtige Perioden ihres Gesamtwerkes, das immer eine eigene Mixtur aus Zeitbezogenheit, persönlicher Erlebniswelt und spielerischem Umgang mit Formen und Farben ist. Manches Mal scharf auf des Messers Schneide zwischen gehaltvollem Ernst und dekorativem Spiel, ist es ein Werk voller Humor, Charme und Courage.

Die Ausstellung, in Zusammenarbeit mit der Kiki Kogelnik Foundation erarbeitet, präsentiert Gemälde und Skulpturen, Zeichnungen und eine großräumige Installation.

Dr. Karin Dornbach, Kiki Kogelnik Foundation, Wien - New York, 2005

Biographie Kiki Kogelnik (1935 - 1997)

1935Kiki Kogelnik wird am 22. Jänner 1935 in Graz geboren.
Kindheit und Jugend verbringt sie mit ihrer Familie in der ländlichen Kleinstadt Bleiburg in Kärnten.
1954Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien
1955 -
1958
Studium an der Akademie der Bildenden Künste;
Während ihrer Studienzeit zählt die Künstlerin zum Kreis der jungen Avantgarde um die Galerie St. Stephan.
1959Aufenthalt in Paris, wo sie u. a. Cèsar, Riopelle und Sam Francis kennenlernt
1961Einrichtung ihres Ateliers am Broadway in New York; Kontakte zu Pop-art Künstlern wie Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg;
Beginn der lebensgroßen, ausgeschnittenen Figuren, den „Cut-outs“ von Künstlerfreunden aus braunem Packpapier
1966Längerer Aufenthalt in London; Heirat mit Dr. George Schwarz, Radiologe.
1967Geburt von Sohn Mono in London; Rückkehr nach New York;
Mit ihren kritischen Straßenszenen und der Ausstellung „Kunst kommt von künstlich“ in der Galerie nächst St. Stephan macht sie in Wien auf sich aufmerksam.
1968Auf Warenhausständern en masse aufgereiht werden die „Cut-outs“ von Künstlerkollegen zu eigenständigen Skulpturen aus Vinyl, den „Hangings“.
1969„Moon happening Apollo II“ in der Galerie nächst St. Stephan in Wien
1971Kogelnik beginnt mit der Darstellung von Frauen in der Ästhetik von Werbung und Mode.
1973Erste Retrospektive im Künstlerhaus Klagenfurt
1978Kiki Kogelnik übersiedelt in ihr Atelier in die Lafayette Street, Noho.
1986Die Installation „Broadway windows“ wird in den Schaufenstern der Washington Square East Galleries, Broadway, präsentiert.
1987Ausbau des Ateliers in Bleiburg, Kärnten
1995Anläßlich des 60. Geburtstags Kiki Kogelniks werden die „Venetian heads“ präsentiert.
1996Das Museum für Angewandte Kunst in Wien präsentiert erstmals einen repräsentativen Überblick ihrer „Hangings“ aus den Jahren 1968 – 86.
1997Kiki Kogelnik stirbt am 1. Februar in Wien und wird in Bleiburg beigesetzt.
Die Stadt Bleiburg verleiht ihr die Ehrenbürgerschaft.
Der Brunnen „Der Gesang“ wird nach detailierten Plänen der Künstlerin in Klagenfurt errichtet und am 30. September eröffnet.
1998Kiki Kogelnik wird posthum das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen und die Österreichische Galerie Belvedere würdigt ihr künstlerisches Schaffen mit einer umfassenden Retrospektive.